Kinder brauchen innere Stärke, damit sie ihre Zukunft erfolgreich bewältigen können. Aber was ist mit den Eltern? Wie bleiben sie stark und zuversichtlich? Familie ist kein Kurzstreckenlauf, sondern ein Marathon – wie kann man, ohne die Puste zu verlieren, bis zum Ziel fit bleiben?
Eine gute Balance zwischen Hingabe und Auszeit
Wie kann man eine gute Balance zwischen der Hingabe an die Familie und den persönlichen Auszeiten zur eigenen Erholung aufrecht erhalten, ohne dass jemand zu kurz kommt oder man sich mit einem schlechten Gewissen herumplagt?
Gerade Eltern mit Kleinkindern brauchen dazu gute Ratschläge, denn sie sind laut Umfragen am stärksten gefährdet auszubrennen und schon zu Beginn des Familien-Marathons zusammenzubrechen. Sie brauchen ihre „Inseln“, auf die sie sich immer mal wieder zurückziehen können, um aufzutanken und Beziehungen zu pflegen.
Besonders gefährdet sind die „Hingabetypen“ und die „Schaffertypen“.
Die einen steigen mit super hohen Idealen in ihre Familienphase ein, wollen das Beste geben, verzichten auf alles und sind zutiefst enttäuscht, wenn sie ihren hohen Idealen nicht entsprechen können. Die „Schaffertypen“ meinen häufig, dass mit der Familienphase alles beim Alten bleiben könne, nehmen sich ständig zu viel vor und bleiben schließlich auf der Strecke.
Eltern haben unterschiedliche Energiereserven! Jeder muss für sich seine individuellen Energiegrenzen erkennen, den „Tank“ immer wieder auffüllen und zu einer ausgewogenen Alltagsgestaltung finden.
Drei Lebensbereiche sollten dabei sorgfältig durchdacht werden:
Die Ehe frisch halten und einem guten Erziehungskonzept folgen
Bei den Fragen „Wann fühlst du dich stark?“ beziehungsweise „Wann bist du im Familienalltag mies drauf?“, kommen von Eltern jedes Mal Antworten wie: „Wenn ich in der Erziehung sicher bzw. unsicher bin…“, „Wenn ich mit meinem Partner/meiner Partnerin in den Erziehungszielen übereinstimme…“, „Wenn wir uns als Ehepaar verstehen…“, „Wenn ich mit meinem Partner mal wieder richtig auftanken konnte…“ u.a.
Deshalb ist es so wichtig, dass Eltern sich immer wieder miteinander austauschen und gegenseitig Tipps verraten, wie sie zu größerer Sicherheit und Einheit in der Erziehung kommen und vor allem, wie sie ihre Ehebeziehung frisch halten. Und da Menschen so unterschiedlich und die Umstände, in denen wir uns zu bewähren haben, so verschieden sind, werden sie bei so einer Gesprächsrunde eine Menge origineller Erfahrungen und Ideen zusammentragen.
Perspektiven für die Zukunft
Viele übersehen, dass ein Leben von der Geburt bis zum Tod stets in Phasen verläuft. Der Religionsphilosoph Romano Guardini spricht von sechs solcher Lebensphasen. Jede Phase hat ihren eigenen Charakter mit Werten, Bedürfnissen und Aufgaben. Wenn man erkennt, in welcher Phase man gerade lebt, kann man darin reifen und sein Potential voll ausschöpfen. Zwei dieser Phasen sind für Familienmenschen besonders wichtig und können zu Krisenherden werden: die Lebensphase im Alter um die 30 und die Phase im Alter so ab 45.
Die erstgenannte Phase – um die 30 Lebensjahre – ist bei vielen (noch) von Idealismus und Zukunftsplänen geprägt. Die Berufsausbildung ist abgeschlossen, man macht Karriere, will viel unternehmen, ist im Freundeskreis und mit seinen Hobbies engagiert. Auch der Lebenspartner ist häufig schon gefunden und die ersten Kinder stellen sich ein. Ab dann läuft nichts mehr glatt! Der Nachwuchs erfordert viel Zeit und Kraft und dass so ein kleiner Schreihals den gewohnten Lebensrhythmus total durcheinander wirbeln kann, hätte man nie gedacht… In dieser Lebensphase stößt man an Grenzen, muss manche Pläne aufgeben oder ändern und neue Ziele stecken. Nur gut, wenn man dann einen guten Mentor findet!
Ein zweiter wichtiger Wendepunkt im Leben von Ehepartnern spielt sich in der Mitte des Lebens mit etwa 45 Jahren ab. Man nennt diese Zeit auch die „Midlife-Crisis“.
Warum wird die Mitte des Lebens für viele zu einem seelischen Hauptkampfplatz?
Ganz klar: Weil man spürt, dass der Höhepunkt langsam überschritten wird. Es ist einfach nicht mehr zu leugnen, dass man älter wird. Wenn man bis jetzt seine Identität nicht gefunden hat und Zufriedenheit und Erfolg verspürt, muss man ja in Panik geraten. Auch nehmen normale Beziehungsprobleme in der Ehe schärfere Konturen an, da sich die heranwachsenden Kinder mehr und mehr abnabeln. Die Ablenkung und Pufferwirkung der Kinder ist nicht mehr da.
James Dobson, amerikanischer Psychologe und Vorsitzender der gemeinnützigen Organisation „Focus on the Family“, fasst dieses Dilemma mit drastischen Worten zusammen: „Die Midlife-Crisis ist so etwas wie das Jüngste Gericht für ein Leben mit falschen Werten, nutzlosen Zielen und widergöttlichen Einstellungen!“ Was kann man tun, um dieser Lebenskrise vorzubeugen und als Paar glücklich alt zu werden? Die Antwort darauf ist nicht so leicht zu finden. Auf jeden Fall muss man in seiner Paarbeziehung immer wieder Bilanz ziehen und auf gefährliche Stolpersteine achten.
Man muss lernen, seiner Begabungen gemäß, persönliche und gemeinsame Lebensziele zu setzen und zu verwirklichen. Aus dem Hören auf Gottes Absichten für sein Leben fällt es dann leichter, die richtigen Prioritäten zu setzen.
Eberhard Mühlan