Den Mut wieder finden
– von Esther Lieberknecht
Gerade zum Beginn eines neuen Lebensabschnittes will es uns vielleicht bang ums Herz werden. „Was wird die Zukunft bringen?“ „Werde ich alles bewältigen können, was geplant ist?“ „Habe ich die Kraft und die Energie für alle Aufgaben, die anstehen?“ Ein paar solcher Gedanken in unserem Kopf – und schon sind wir mut-los, wir sind den Mut los, haben ihn verloren. Die folgende Geschichte will eine Ermutigung sein, den Mut wieder an der richtigen Stelle zu suchen und zu finden.
Die folgende Geschichte von Uwe Böschenmeyer kann uns helfen unseren Mut wieder zu finden.

Eines Tages lief das Herz durch die Straßen und rief laut: „ Ich habe den Mut verloren! Ich habe den Mut verloren!“ Das Vertrauen, die Freude, die Liebe und viele andere boten sich an, gemeinsam mit dem Herzen den treuen Freund zu suchen. Denn wenn das Herz und der Mut getrennt waren, dann war die ganze innere Welt zertrennt. Man suchte lange und manche waren nahe daran, die Suche aufzugeben.

Dann jedoch hatte das Herz plötzlich einen Einfall: So rasch es konnte, begann es zu laufen. Die andern vermochten ihm kaum zu folgen. Schon aus der Ferne sah es den Mut. Er hatte am Ufer des großen Lebensstroms ein Feuer entzündet und wärmte sich daran. Gedankenverloren schaute er aufs Wasser. Als das Herz den Mut erreicht hatte, nahm es ihn wortlos in die Arme. Es brauchte längere Zeit, um sich frei zu weinen. „Sag“, fragte er schließlich und konnte sein Erstaunen kaum verbergen, „du hattest vergessen, wo ich zu finden bin, wenn Ihr mich einmal nicht mehr seht?“ Das Herz nickte stumm.

„Sag, du hattest wirklich vergessen, dass der große Strom unser aller Heimat ist?“ Das Herz nickte beschämt.
Still setzten sich das Vertrauen, die Freude, die Liebe und die anderen im Kreis um die beiden herum. Schweigend, im Innern jedoch sehr bewegt, verbrachten sie miteinander die ganze Nacht und hörten in die Gesänge hinein, die von den lebendigen Wassern zu ihnen herüberwehten.

Als am Morgen der Nebel über dem Fluss von der frühen Sonne in ein weißes Licht getaucht wurde und sich alle an diesem wunderschönen Bild satt gesehen hatten, zogen sie mit dem fröhlichsten aller Gesänge in die Stadt zurück.“

Was ist dein großer Strom und dein lebendiges Wasser, an dem du wieder neu Mut fassen kannst, falls er dir einmal abhanden gekommen ist?
Ich wünsche dir viel Mut für die kommende Zeit!