Wie Maria, das erste Weihnachten erlebt
Teil 4
Besuch für den König
Immer wieder schauen Joseph und ich das Kind an, unser Kind. Gottes Kind. Jesus ist so klein und so niedlich. Ich kann mich fast nicht sattsehen. „Das soll also der Retter der Welt werden,“ denke ich bei mir.
Joseph ist ganz stolz auf seinen Sohn. Er zeigt ihn seiner ganzen Familie. Sara meint: „Er sieht ja aus wie der Vater.“ Joseph und ich schweigen dazu.
Tagsüber werden Joseph und ich von den Verwandten mit Essen versorgt. In der nächsten Nacht wachen Joseph und ich auf. Wir können nicht schlafen, so viel ist nun geschehen in unserem Leben. Wir sind eine Familie geworden. Jesus quäkt vor sich hin. Durch das Dach des Stalles scheinen die Sterne auf uns herab. Doch da wird es hell und heller in unserer Hütte.
„Joseph, siehst du das auch?“ frage ich in die Nacht hinein. „Es ist plötzlich so hell, was ist denn das?“ „Ja, Maria, das ist seltsam, lass mich mal nachschauen.“ Joseph steht von seinem Strohsack auf und geht vor die Tür. „Maria komm, das musst du dir anschauen,“ ruft Joseph von draußen.
Ich erhebe mich von meinem Lager und gehe ebenfalls vor die Tür. Ein heller Stern blendet mich. Er steht direkt über unserer Hütte. Ein Stern für Jesus?
Joseph nimmt mich in seinen Arm und staunend stehen wir einfach nur da.
Gott sendet einen Stern für seinen Sohn. Wie groß ist Gott!
Wir gehen wieder auf unser Lager, schlafen können wir nicht mehr. Als es anfängt zu dämmern, hören wir raue Männerstimmen vor unserer Hütte. Ich erstarre. Wer ist das? Sind das die Römer? Sind es Soldaten? Joseph steht auf und schaut nach. Wortfetzen dringen an mein Ohr: „Da waren Engel…“ und „…ein König ist geboren“.
Joseph kommt mit einigen Männern näher: „Tretet ein,“ lädt er die Männer ein. Sie kommen näher und nicken mir freundlich zu. Sie sind fast etwas verlegen. An ihrer Kleidung erkenne ich, dass es Hirten sind.
„Ist das der König?“ fragt einer der Männer, der sich näher an die Krippe herangewagt hat.
Ich setze mich auf. „Woher wisst ihr das?“, frage ich. „Das haben wir draußen auf dem Feld gehört,“ antwortet er. „Wir haben Nachtwache bei unseren Schafen gehalten und da wurde es sehr hell um uns und wir haben Engel gesehen. Ein Engel hat von einem Retter, dem Messias geredet, dass er in einer Krippe liegt.
Wir hörten auch einen wunderbaren Gesang:
Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden, den Menschen einen Wohlgefallen, sangen die Engel. Wir haben uns dann auf den Weg gemacht, den Retter zu suchen. Und nun sind wir hier.“
„Ja, ihr habt den König gefunden“ bestätige ich den Hirten. Ein Strahlen geht über die Gesichter der Hirten.
„Uns, den Hirten, wurde es zuerst gesagt, dass ein neuer König geboren wird. Nun haben wir den König von Israel schon gesehen“ staunt ein Hirte. „Wir werden es allen Menschen sagen, die wir treffen werden“ meint ein anderer.
Eine Weile bleiben die Hirten noch da und beten Jesus in seiner Krippe an.
Dann machen sie sich wieder auf den Weg zu ihren Schafen, die sie in der Nacht alleine gelassen haben. Sie können ihr Glück noch gar nicht fassen, dass sie Gottes Sohn kennen gelernt haben.
Ich bin sehr bewegt von allem was die Hirten sagen und was Joseph und ich selbst erlebt haben in dieser Nacht. Mutter von Jesus zu sein ist so eine große Ehre, denke ich mir. Was wird da noch alles auf mich zukommen? Ich bereue es nicht, dass ich in der Nacht als der Engel kam, mein Einverständnis gegeben habe, Mutter von Jesus zu werden.
Gesegnete und frohe Festtage!
Eure Esther Lieberknecht